Grußadresse von Alexei Albu an die Gedenkkundgebung anlässlich drei Jahre Massaker von Odessa in Wien am 2. Mai 2017
Alexei Albu ist ehemaliger Abgeordneter zum Regionalrat Odessa, Koordinator der Organisation Borotba (Kampf) und einer der Anführer des Anti-Maidan. Er wurde bekannt durch seinen Versuch im Regionalparlament ein Referendum über die Autonomie Odessas vorgeschlagen zu haben. Er wurde selbst Opfer des Massakers von Odessa und musste in den Donbass fliehen.
Liebe KundgebungsteilnehmerInnen, liebe FreundInnen!
Am heutigen 2. Mai vor genau drei Jahren vernahmen wir erschüttert die Nachricht vom Tod von weit über 40 Menschen im und um das Odessiter Gewerkschaftshaus.
Offiziell wurde verlautbart, dass 42 Personen in den Flammen des brennenden Gebäudes oder in Folge des Versuchs, sich durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten, den Tod gefunden hätten.
Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Die ganze Wahrheit lautet, dass vor dem und am 2. Mai 2014 friedliche Bürger von Odessa gegen die nationalistischen Positionen der neuen ukrainischen Behörden protestiert hatten. Dann tauchte eine Neonazi-Schlägertruppe auf. Das Gewerkschaftshaus geriet in Brand. Die ganze Wahrheit lautet, dass neben denen, die in den Flammen den Tod fanden, zahlreiche Personen durch Kugeln, Messer und Knüppel der Ultras ums Leben kamen. Viele Menschen wurden, nachdem sie aus dem brennenden Gebäude gesprungen waren, von den Neonazis endgültig zu Tode gebracht. Erhebliche Zweifel bestehen auch hinsichtlich der Zahl der Toten.
Nach diesem Massenmord stellten sich zahlreiche Fragen. Aber auf viele davon haben wir die Antwort: Denn wir wissen, wer die Neofaschisten nach Odessa gekarrt hat. Wir wissen, wer diese außer Rand und Band geratene Meute, angeblich Fußballfans, aus dem Stadtzentrum nach Kulikowo pole geschickt hat. Wir wissen, wer geschossen hat, wer die Leute, die aus dem Fenster sprangen, erschlagen hat.
Die Spuren dieses bis heute nicht aufgeklärten Verbrechens führen in höchste Regierungskreise. Und genau deshalb sind Organisatoren und Ausführenden dieses Massenmords bis heute straffrei geblieben.
Ich glaube fest daran, dass die Gerechtigkeit siegen wird.
Ich glaube fest daran, dass die Mörder ihre verdiente Strafe bekommen werden.
Und ich bin allen Menschen dankbar, die nicht in Gleichgültigkeit verharren, die nicht zulassen, dass diese Tragödie vergessen wird. Ich bin allen Menschen dankbar, die diesen Kampf im gesetzlichen Rahmen weiterführen.
Liebe KundgebungsteilnehmerInnen, liebe FreundInnen!
Ich möchte Ihnen im Namen aller Odessiter Antifaschisten meine Dankbarkeit ausdrücken. Denn Ihre Solidarität gibt uns Kraft und Hoffnung. Unser Kampf gegen den Faschismus geht weiter. Bis zum endgültigen Sieg von Demokratie und Gerechtigkeit!