Neues Buch über das Massaker von Odessa

von Maria Ziesler

Schumann, Frank, 2019: Brennendes Gewissen; 2. Mai Odessa – Fünf Jahre danach. Edition Ost. 146 S., 15,50 Euro.

Im Feber 2014 wurde in Kiew mit Hilfe und im Interesse der USA und der EU durch einen Staatsstreich die eine Oligarchenherrschaft durch eine ihnen genehme ersetzt, mit dem Ziel, die Ukraine von ihrem Brudervolk im Osten zu trennen und einen Keil zwischen Westeuropa und Russland zu treiben. Alles, was danach kam, waren Folgen, aber nicht die Ursache des Konfliktes mit Russland.

Viele Ukrainer, die mit dem gewaltsamen Regime-Change ohne voran gegangene Wahlen nicht einverstanden waren, organisierten sich in einem demokratischen, friedlichen Protestcamp vor dem Gewerkschaftshaus in Odessa zu einem so genannten „Gegen-Maidan“.

Am 2. Mai 2014 überfielen mehrere hundert Bewaffnete und zum Teil Vermummten die Campierenden. Zelte wurden in brandgesteckt, die Protestierenden mit herausgerissenen Pflastersteinen und anderen Geschossen verprügelt während die herbeigerufene Polizei lange zuschaute. Die im Gewerkschaftshaus Schutz Suchendenen wurden selbst dorthin verfolgt, das Gebäude in Brand gesetzt. Offiziell starben 48 Menschen bei diesem Überfall. Es gibt bis heute Verschwundene und noch immer befinden sich Opfer von damals im Gefängnis – während kein einziger der Täter ausgeforscht wurde.

Einer der Überlebenden dieses Massakers, Oleg Muzyka, gibt in diesem Buch eine gut verständliche Einleitung, um die historische Entwicklung der ukrainischen Nationalisten und der rechten Battaillione im heutigen politischen Kontext der Ukraine verstehen zu können.

Zwei Journalisten, Saadi Isakov und Lilia Bersuch, die schon seit jahrzehnten in Deutschland leben, geben in Gespächen mit Muzyka ihre Sicht des Ukraine-Konfliktes und ihre Erfahrungen mit der ukrainischen Regierung wieder.

Frank Schumann, der Herausgeber dieses Buches in deutscher Sprache, schildert in einem eigenen Kapitel seine Erfahrungen mit der Ukrainischen Regierung und deren Diplomatie, als er versuchte,

Veranstaltungen mit Überlebenden des Massakers in Odessa zu organisieren. Schlimmste Verleumdungen und subtile Drohungen aus dem offiziellen Kiew führten immer wieder zu Absagen  bereits geplanter Veranstaltungen. Die Wahrheit gehört zu den prominentesten Opfern jedes Krieges.

Diese Buchbesprechung erschien zuerst auf www.solidarwerkstatt.at